Becky Chambers: To be Taught, if Fortunate. Hodderscape

gelungener Denkanstoß

To be taught

Dieser Kurzroman, der als „Und hoffentlich zu lernen …“ auch auf Deutsch vorliegt (bei Carcosa erschienen), folgt einer Erzählstimme, die einen Brief an die Menschheit schreibt. Es wird die Illusion erweckt, dass auch wir Menschen der Zukunft sind, die diese Nachricht der Raumfahrerin Ari lesen. Sie stammt aus einer Zukunft, die unabhängige, von Spender*innen bezahlte, Raumfahrt ermöglicht. Zusammen mit drei Teammitgliedern ist sie losgeflogen, um vier Planeten und deren Leben zu untersuchen.
Der Text beschreibt einerseits die Gruppe der vier, die eng zusammengewachsen ist, andererseits die nötige Technik (Langzeitschlaf, Körperveränderungen, um sie an die neue Umgebung anzupassen) und die Ethik, der die Raumfahrt folgt und was das bedeutet: Um jegliche Kontaminationen zu vermeiden, tragen die Menschen außerhalb des Schiffs auf den Planeten stets Anzüge und vor jeder Tat werden die Folgen der Handlungen überlegt.

 


Natürlich gerät die Gruppe in schwierige Situationen und wir sehen dabei zu, wie sie sie lösen. Zum großen Teil plätschert der Text ruhig dahin, während wir Alltagsaktivitäten beobachten. Dabei finde ich es grandios, wie freundlich die Gruppe miteinander umgeht und wie Chambers dies beschreibt. Die technischen Details und der Weltenbau erscheinen enorm detailreich und gut ausgedacht. Eine Schwäche ist jedoch die Spannungsarmut des Textes. Circa ab der Hälfte ergibt sich ein Spannungselement, das hier nicht verraten werden soll. Trotzdem hat der Text mich nicht so begeistert wie andere Texte von Chambers. Ich denke, dass das daran liegt, dass die Hauptfigur und die Teammitglieder (zwei Männer, davon einer trans, und eine Frau) mir recht fern bleiben. Das liegt in der Natur der Sache, natürlich ist ein Brief an die Menschheit keine intime Schilderung.

Der Text endet mit einer Frage, die mich sehr berührt, weil sie ein neues Licht auf unsere jetzige Situation wirft. Letztlich geht es um die Frage ob und wenn ja zu welchem Preis und wie, Weltraumexploration unternommen werden sollte. So passt auch der Titel des Buches perfekt, der ein Zitat aus der Aufnahme der Botschaft des damaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim ist, die 1977 ins All verschickt wurde – und die eine Demut enthält, zu der wir Menschen aktuell nicht wirklich fähig sind.

Fazit: Es handelt sich um ein ruhiges Buch mit vielen Denkanregungen, das allen empfohlen werden kann, die sich gern mit Sinnfragen und Weltraumexploration beschäftigen.

Unterhaltung: 1,5 von 3
Sprache/Stil: 2 von 3
Spannung: 1,5 von 3
Charaktere/Beziehungen: 2,5 von 3
Originalität: 3 von 3
Tiefe der Thematik: 3 von 3
Weltenbau: 3 von 3
Gesamt: 16,5 von 21