Kris Brynn: A.R.T. Coup zwischen den Sternen. Knaur
rasante Kunst im Weltall
Caius Fichtner, ein Arzt, der sich auf Kosten seiner Patient*innen zu bereichernd sucht und dabei buchstäblich über Leichen geht und Savoy Midthunder, eine frisch im Job angekommene Sicherheitsexpertin, die Kunstobjekte bewacht – das sind die Protas dieses Romans. Die Figuren werden rasch eingeführt und gelungen durch spezifische Beschreibungen charakterisiert: Savoy hat die Angewohnheit, in der Aufregung Palindrome zu rezitieren und Caius orientiert sich nur an Marken, ein Chauvinist, der sich ausschließlich für sich selbst interessiert.
Ich mochte die Sprache dieses Buches mit ihren eigenwilligen Vergleichen, den Bezügen zu bildender Kunst und sprachlicher Schönheit im Wechsel mit flappsigen Dialogen; ein gekonntes und gut gemachtes Spielen zwischen hochsprachlichen Kunstbeschreibungen, die mich als Kunstlieberhaberx wirklich beglückt haben, und umgangssprachlichen Bemerkungen. Ein Beispiel dafür sind die Zitate aus Savoys Tagebuch, das den vielsagenden Titel „Dies ist kein Apfel“ trägt, ein Titel, der in mir sofort eine Vielzahl an Assoziationen hervorruft, von Apple, über Adam und Eva bis hin zu Magrittes „Dies ist keine Pfeife“. Ein anderes Stilbeispiel: „Ungesagtes versteckten sie in verbalen Ornamenten unter einem doppelten Boden, dessen Öffnungsmechanismus Savoy erst entdecken musste.“
Im Buch kommen zahlreiche Kunstwerke und bekannte Designobjekte vor, reale wie fiktive, und es gelingt Brynn meisterhaft, die Wirkung dieser Kunstwerke auf die verschiedenen Betrachter*innen zu beschreiben und mich dadurch zu berühren. Schwierigkeiten hatte ich damit, dass Caius so unsympathisch ist. Ich wollte ihm nicht folgen; war angewidert, als er eine Patientin mal eben fast sterbend auf die Straße wirft, weil sie kein Geld hat. Es wird dann aber recht schnell klar, dass es Caius an den Kragen geht – ich folgte ihm also, weil ich hoffte, dass er seine Strafe erhält, und hatte eine diebische Freude daran, zuzusehen, wie sich seine Situation rapide verschlechterte. Allerdings mochte ich mich selbst dabei nicht sonderlich, denn Schadenfreude ist kein Zug, den ich sehr schätze. ;)
Brynns Protas – es kommen noch einige hinzu – sind alle nicht sonderlich sympathisch und auch alle in ihren Motivationen und Handlungen einigermaßen rätselhaft: Neben Savoy und Caius sind da die Assistenzärztin Gitta, Savoys Ex-Freundin Lizzy, eine Nonne, und noch so einige Figuren, die mir nach und nach ans Herz wuchsen.