Tino Falke: Die Abenteuer von Pina Parasol. Ohneohren
märchenhafte Held*innengeschichten

Pina Parasol ist Abenteurerin und professionelle Verliererin: Sie lässt Dinge verschwinden und unterstützt so Kleinkriminelle. Dabei reist sie mittels einer fliegenden Zeppelin-Lok in viele Länder und hat für alle Probleme eine Lösung.
Ich kannte nur eine Geschichte von Pina Parasol aus der Anthologie „Das Dampfbein schwingen“ und gebe zu, dass sie mich nicht wirklich begeistert hatte. Trotzdem war ich auf diese Sammlung gespannt. Sie beinhaltet 14 verschiedene Geschichten mit derselben Hauptfigur, die meistens zeitlich sortiert sind. Mitunter werden Dinge mehrfach erklärt oder der Hintergrund eines Textes später gegeben. Vieles bleibt offen.
Obwohl die Geschichten angeblich verschiedene Erzähler*innen oder Quellen haben, lesen sie sich wie aus einem Guss: stets locker erzählt, leben sie von Sprachhumor und Kalauern und lesen sich oft wie Kindergeschichten oder Märchen mit einer Prise Indiana Jones (erfreulicherweise ohne den dort üblichen Sexismus und Rassismus). Stets gehen die Abenteuer gut aus und meistens ist eindeutig klar, wer gut und wer böse ist. Falke bekommt es dabei hin, bekannte Märchen- und Fantasymotive aufzugreifen und neu umzusetzen: Da gibt es schwule Prinzen, nichtbinäre Captains, Könige im Rollstuhl usw. Die Texte spielen mit Exotismus und Entdeckerfreude, ohne dabei paternalistisch und chauvinistisch zu sein. Und gerade das sind Aspekte, die ich an dieser Sammlung feiere!

Vorwort

850 Seiten umfasst dieser Wälzer, der definitiv nicht reisetauglich ist. Kein Wunder, dass dies meine längste Rezension wird. Die Grundidee dieses Buches gefällt mir: Le Guin tut so, als sei sie Archäologin und untersuche eine Kultur, die es erst in der Zukunft geben wird: die der Kesh. Aus Funden und Erzählungen, Überlieferungen und Ausgrabungen setzt sie die Kultur zusammen, mit beeindruckender Akribie und viel Wohlwollen für das Fremde.
Der Einstieg in diesen Text fiel mir leicht: In humorvoller, leicht fließender Sprache wird uns der Autor Bartholomew Magroove vorgestellt, der seinem sehr ängstlichen Assistenten Mick van Luch Romane diktiert. Brenach entführt uns in eine steampunkige Welt, in der jede Figur ein Abziehbild ihrer selbst ist: Margroove ist groß und hochnäsig, aber ein brillanter Denker, van Luch klein, mickrig und so ängstlich, dass er keinen Schritt gehen kann, ohne sich zu fürchten. Margroove hat Freude daran, van Luch zu quälen, was aufgrund dessen Angst leicht ist.
Gemeinsam mit verschiedenen Co-Herausgeber*innen hat Aşkın-Hayat Doğan bereits mehrere „Urban Fantasy going …“ -Anthologien herausgegeben. Den Beginn machte „Urban Fantasy going queer“ zusammen mit Noah Stoffers bei Art Skript Fantastik (und darum leider nicht mehr erhältlich), dann folgte „Urban Fantasy going fat“ zusammen mit Elea Brandt bei ohneohren. Diesmal geht es um psychische Erkrankungen, das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.