Martha Wells: Fugitive Telemetry. Tordotcom/Macmillan USA

ein Murderbot-Krimi

Am 27.4.21 kam das neue und sechste Murderbot-Buch auf Englisch heraus und da ich es vorbestellt hatte, kam ich gleich in den Lese-Genuss. Nun nicht gleich. Ich habe mich selbst dazu verpflichtet, vorher noch einen Fachwälzer durchzuarbeiten und ein Seminar zu planen. Das ging dann erstaunlich schnell – Motivation genug war ja da. :)

Ich hatte erwartet, dass Fugitive Telemetry an Network-Effekt anschließt. Denn dort war eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen Murderbot und dem intelligenten Raumschiff ART bereits angelegt. Leider ist dem nicht so: Fugitive Telemetry spielt vor Networkt-Effekt und nach den Novellen. Von der Länge her handelt es sich eher um eine Novelle als um einen Roman, so dass ich auch hier etwas enttäuscht war.

Murderbot lebt auf der Raumstation Preservation Station und hat einen Flüchtlingsstatus. Allerdings wird es von Mensah (der es offiziell unterstellt ist) dazu angehalten, sich mit dem örtlichen Sicherheitsdienst gutzustellen und Arbeit zu suchen. Und da Murderbot eine SecUnit ist, liegt es nahe, dass es für den Sicherheitsdienst (die Stationspolizei, wenn mensch so will) arbeitet.

Das Buch beginnt damit, dass eine Leiche auf der Station auftaucht. Was dann folgt, ist ein klassischer Krimiplot: Murderbot sucht gemeinsam mit Polizeichefin Indah und Spezialermittlerin Aylen nach dem:r Mörder:in. Natürlich gibt es dabei jede Menge Sackgassen und Wendungen, bis es dem Team schließlich gelingt, den Fall aufzulösen. Dieser ist sehr spannend erzählt, was das Buch schnell zum Pageturner macht.

Neben dem Kriminalfall lebt das Buch, wie auch die vorigen Teile der Murderbot-Serie, von den zwischenmenschlichen (oder eben nicht menschlichen, denn Murderbot ist ja kein Mensch) Interaktionen: Es muss die Angst vor fremden Menschen überwinden, um mit ihnen zusammenzuarbeiten, soziale Regeln verstehen und einhalten, sich in gewissem Maße auf der Station einpassen. Die vielen Regeln in Preservation erlegen Murderbot einige Einschränkungen auf, über die es sich immer wieder beschwert, die es aber doch großenteils einhält. Murderbot macht sich als Polizei-Person ganz gut und wie in den anderen Büchern der Reihe auch, ist die Handlung mit trockenem und oft dunklem Humor beschrieben. Mir haben in diesem Buch vor allem einige Wortneubildungen gefallen, die die Sprache lebendig und kreativ machen. Durch das Setting auf Preservation Station ist das Buch etwas weniger düster als die anderen der Reihe, auch wenn natürlich die düstere Welt des Corporation Rim wieder eine Rolle spielt.

Trotzdem handelt es sich meines Erachtens um das bislang schwächste Buch der Reihe. Es wirkt etwas zwischengeschoben, ohne wirkliche Entwicklungslinie in Bezug auf Murderbot. Mich ärgert auch das Cover etwas: Es zeigt eine Person in Ganzkörperpanzer und einen großen Roboter. Beide Personen kann ich als Lesende:r zuordnen, aber irgendwie passt das Bild nicht ganz zum Buch: Murderbot trägt an keiner Stelle einen Panzer und beginnt, sich an diese Tatsache zu gewöhnen. Und der wahrscheinlich abgebildete Roboter ist an keiner Stelle mit Murderbot allein. Auf mich wirkt es daher wie ein generisches Sci-Fi-Cover, was ich etwas schade finde, eben weil das Buch an sich mit dem Krimi-Plot gerade kein typisches Sci-Fi-Abenteuer ist.

Trotz dieser Mängel bin ich auch in dieses Buch gern eingetaucht und habe es wirklich genossen, allerdings hat mich das Ermittlungs-Krimi-Setting nicht ganz so packen können, wie die anderen Bücher der Reihe. Insofern hoffe ich jetzt einfach, dass die erwartete Fortsetzung des ART-Murderbot-Teams noch kommt.