Maja Ilisch: Unten. Dressler
bedrückend und doch leicht

“Unten” ist das erste Kinderbuch der deutschen Fantasy- und Science-Fiction Autorin Maja Ilisch. Hauptfigur ist die ungefähr zwölfjährige Nevo. Sie lebt mit ihrer Mutter in einem Haus in einer kleinen Wohnung und wie alle anderen um sie herum kennt sie nur ihre Etage und wenige Etagen darüber und darunter – den Block Zinnober. Das Leben aller ist von der Hausordnung bestimmt, ein strenges Regelset, das alles verbietet, was Spaß macht und lebendig ist.
Als Nevo mit ihrer Freundin Juma fangen spielt, was natürlich verboten ist, werden sie erwischt und verstecken sich. Dabei fällt Juma in den Wäscheschacht – und bleibt verschwunden. Niemanden von den Erwachsenen scheint das zu verwundern, aber Nevo gibt sich nicht zufrieden: Sie begibt sich auf die Suche nach Nevo, nach unten, und erkundet dabei das Haus.

Der Sammelband enthält neben einem Vorwort und einer Einleitung 15 Beiträge mit verschiedenen Sichtweisen auf das Thema, mit sehr verschiedenen Herangehensweisen und Hintergründen. Außerdem sind zahlreiche schwarz-weiß-Illustrationen enthalten. Neben Texten auf deutsch und englisch enthält das Buch drei Texte in anderen Sprachen mit QR-Codes zu Übersetzungen ins Englische.
uis Trudel (Kanada): Mit dem Fahrrad zum Zombie-Strand (Übersetzung aus dem Englischen)
Der Text hat mich auf den ersten Seiten sofort eingesogen: Jack lebt auf einem U-Boot und liest in den Nachrichten von einer Studentin, die nicht mehr aufhören konnte, an ihrer Hausarbeit zu arbeiten und daran starb. Kann es sein, dass Jack mit schuldig ist? Vor den Lesenden breitet sich eine sehr reiche und detailgetreu gezeichnete Welt ab, die immens düster daherkommt: purer Kapitalismus regiert, alles, auch Menschen, kann jemandem gehören. Menschen und Bots sind kaum noch unterscheidbar, alle sind modifiziert und regulieren sich mithilfe von Substanzen.
Zwei Zeitebenen werden in diesem Buch abwechselnd erzählt: Die erste spielt um 1920, im Zentrum stehen Hobby und Allan McAllan. Die zweite handelt von Ada McAllan und spielt gut einhundert Jahre später. Während Ada versucht, mithilfe von selbstlernenden neuronalen Netzwerken, die sie ungenauerweise KIs nennt, die genaue Natur von Proteinen zu entschlüsseln, ringt ihr Urgroßvater Allan mit seinem Chefarchitekten Hobby darum, einen Tunnel von Amerika nach Europa zu bauen. Beide Vorhaben wirken auf mich ähnlich wissenschaftlich unhaltbar: Schon aufgrund der Plattentektonik – Amerika und Europa driften jedes Jahr mehrere Zentimeter auseinander – ist ein solcher Tunnel nicht denkbar, ganz abgesehen von den im Buch benannten Problemen des Drucks und der Temperatur. Aber auch die Idee, dass man nur verstehen und berechnen müsste, wie Proteine gefaltet sind, um Unsterblichkeit erlangen und jegliche Krankheit zu heilen, erscheint weit hergeholt. Auch wenn das Verständnis für die Proteinfaltungen sicher einige Mysterien aufklären würde. Nun stören mich derlei Dinge in Science-Fiction-Romanen meistens nicht im Geringsten – hier ist es anders, weil die technische Seite der Unternehmungen im Zentrum des Textes steht. Für mich ist daher ein Text entstanden, der sich wiederholt seitenweise in fiktiver Wissenschaft ergeht, was mich leider gelangweilt hat. Fans solcher Herangehensweisen kommen aber sicher auf ihre Kosten.
Das Vorwort äußert sich diesmal zu jeder Kurzgeschichte und ordnet diese ein – und legt dar, dass diese Jubiläumsqueerwelten einen Science-Fiction-Schwerpunkt hat. Da bin ich natürlich sofort begeistert!