QueerWelten Heft 4. Ach je Verlag

lesenswert und augenöffnend

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Nach einem Vorwort mit der erfreulichen Nachricht, dass der Fortbestand der QueerWelten für mindestens ein Jahr gesichert ist, folgen drei Kurzgeschichten, ein Essay und der Queertalsbericht, wobei mich in dieser Ausgabe alle Texte ansprachen.

 

 

Christian Vogt: Ace in Space 2. Trident. Ach je Verlag

Ballerei, Sex und markige Sprüche

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Das Buch enthält für mich überaschenderweise eine Novelle und zwei Kurzgeschichten, die alle in einer ähnlichen, vielleicht auch identischen, Welt spielen. Die Novelle von Christian Vogt beginnt mit einer Weltraumkampfszene zwischen verschiedenen Personen und Raumschiffen, wobei mir die Orientierung schwer fällt: Wer ist wer, mit welchem Schiff und was machen die? Möglicherweise liegt das daran, dass ich Teil eins nicht gelesen habe.

 

 

 

Lars Schmeink und Ralf. H. Schneider (Hrsg.): Future Work. Die Arbeit von Übermorgen. 15 Kurzgeschichten aus der Zukunft. KIT Scientific Publishing.

hoher Anteil an guten Geschichten

Die Arbeit von bermorgen Cover

 

 

Zusammenarbeiten zwischen Science-Fiction-Schreibenden und Wissenschaftler:innen sind im deutschen Sprachraum eher selten, daher hat dieses Projekt mein Interesse geweckt und ich habe mich mit einer Geschichte beteiligt (die auch im Band enthalten ist). Entstanden ist ein lesenswerter Band, der aber auch einige Schwächen hat.

 

 

Nnedi Okorafor: LaGuardia. Berger Books.

Bunt, witzig, gut beobachtet

Die Bücher der nigerianisch-amerikanischen Schriftstellerin Nnedi Okorafor standen schon eine Weile auf meiner Leseliste. Und wie der Zufall es so will, lag diese englische Graphic Novel auf dem Nachttisch einer lieben Person, die mir Unterschlupf gewährt hat, und ich las mich gleich fest.

Okorafors LaGuardia ist eine afrofuturistische Science-Fiction-Geschichte, die in einer Zukunft spielt, in der Außerirdische in Nigeria landeten. Infolge dessen entstand dort ein großer Raumflughafen. Nigeria „erkennt sein Potenzial“ und macht einen rasanten Entwicklungssprung, der unter anderem die USA abhängt. In dieser Welt flieht die schwangere Ärztin Future mit dem Pflanzen-Alien Letme Live in die USA. Sie flieht ohne das Wissen ihres Verlobten Citizen, der sie schließlich sucht und findet. Future kommt bei ihrer Großmutter unter und schafft es schließlich, ihr Kind zu gebären und Letme zu retten.

Judith C. Vogt und Christian Vogt. Wasteland. Knaur

Spannende postapokalyptische Geschichte

Cover WastelandDieser Roman des bekannten deutschen Sci-Fi- und Fantasy-Paares steht schon seit einer Weile auf meiner Leseliste, vor allem als mögliches Vorbild für eine geschlechts neutrale Sprache, wie ich sie für mein aktuelles Projekt Etomi suche. Insofern war ich froh, als mein Urlaub mir endlich genug Lesezeit bescherte. Und es hat sich gelohnt!

 

 

 

 

 

Lena Richter: Feuer & Was einmal war. Ach je Verlag

Zwei anregende Kurzgeschichten

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Das kleine Büchlein aus dem Ach Je Verlag beinhaltet zwei Kurzgeschichten, von denen die eine bereits auf der Webseite des Verlages zu lesen ist. Trotzdem habe ich es genossen, noch einmal in Ruhe auf der Couch blättern und lesen zu können. Die beiden sehr verschiedenen Geschichten sind genau nach meinem Geschmack: Sie geben mir Denkstoff mit, der länger hält als die kurze Lesedauer.

 

 

 

Martha Wells: Tagebuch eines Killerbots. Heyne

 Überlegungen zur deutschen Übersetzung

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Ich hatte es ja schon angekündigt: Martha Wells' Murderbot Diaries haben mich auf Englisch so begeistert, dass ich gern schauen wollte, wie die Übersetzung ist. Nun liegt sie vor mir: Was im Englischen eine Serie von vier Novellen ist, wird im Deutschen als einzelner Roman verkauft, ein 573-Seiten-Wälzer mit vier Kapiteln. Auch das Cover ist verändert: Das Bild einer generischen Gestalt in futuristischer Rüstung auf einer Art Raumstation, darüber ein Raumschiff. Ich mag das. Was ich nicht mag, ist der knallig rote Hintergrund, der auf mich etwas trashig wirkt. Und trashig finde ich das Buch nicht, auch wenn es – rein von der Sprache her – mit Trashelementen spielt.

 

 

Margaret Atwood: Der Report der Magd. Piper

atmosphärisch dicht, beklemmend und spannend

 Cover report der Magd

Atwoods „Der Report der Magd“ gilt als Kultbuch, als wegweisendes, wichtiges Werk der Soft Science Fiction. Oft wird es zusammen mit Orwells 1984 und Huxleys Schöner Neuer Welt genannt. Tatsächlich erinnert es mich in seiner beklemmenden Stimmung schon auf den ersten Seiten an diese beiden Werke. Mir fiel der Einstieg nicht leicht, denn die Ich-Erzählerin hat eine unterkühlte Art zu erzählen, die es schwer macht, ihr nahe zu kommen. Allmählich wird klar, darum ihre Geschichte nur auf diese Art erzählt werden kann: Die Magd Desfred, die ihren eigenen Namen geheimhält und nach dem Mann benannt ist, dem sie gerade dient, muss sich von sich selbst entfremden, um zu überleben. Sie ist ein genaue Beobachterin, findet lyrische und einfallsreiche Bilder für ihre Umwelt – wobei die Menschen scheinen wie Gegenstände, die in einem totalitären Regime hin und her geschoben werden. Sie müssen sich aller Gefühle entledigen, um ihre Position einnehmen zu können. Nachdem ich das verstanden hatte, entwickelte das Buch einen Sog, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Gleichzeitig quälte mich die Aussichtslosigkeit der beschriebenen Welt und der Position der Protagonistin in dieser Welt.