Nnedi Okorafor: LaGuardia. Berger Books.

Bunt, witzig, gut beobachtet

Die Bücher der nigerianisch-amerikanischen Schriftstellerin Nnedi Okorafor standen schon eine Weile auf meiner Leseliste. Und wie der Zufall es so will, lag diese englische Graphic Novel auf dem Nachttisch einer lieben Person, die mir Unterschlupf gewährt hat, und ich las mich gleich fest.

Okorafors LaGuardia ist eine afrofuturistische Science-Fiction-Geschichte, die in einer Zukunft spielt, in der Außerirdische in Nigeria landeten. Infolge dessen entstand dort ein großer Raumflughafen. Nigeria „erkennt sein Potenzial“ und macht einen rasanten Entwicklungssprung, der unter anderem die USA abhängt. In dieser Welt flieht die schwangere Ärztin Future mit dem Pflanzen-Alien Letme Live in die USA. Sie flieht ohne das Wissen ihres Verlobten Citizen, der sie schließlich sucht und findet. Future kommt bei ihrer Großmutter unter und schafft es schließlich, ihr Kind zu gebären und Letme zu retten.

Martha Wells: Tagebuch eines Killerbots. Heyne

 Überlegungen zur deutschen Übersetzung

Wells MTagebuch KillerbotsKillerbot1 202006

 

Ich hatte es ja schon angekündigt: Martha Wells' Murderbot Diaries haben mich auf Englisch so begeistert, dass ich gern schauen wollte, wie die Übersetzung ist. Nun liegt sie vor mir: Was im Englischen eine Serie von vier Novellen ist, wird im Deutschen als einzelner Roman verkauft, ein 573-Seiten-Wälzer mit vier Kapiteln. Auch das Cover ist verändert: Das Bild einer generischen Gestalt in futuristischer Rüstung auf einer Art Raumstation, darüber ein Raumschiff. Ich mag das. Was ich nicht mag, ist der knallig rote Hintergrund, der auf mich etwas trashig wirkt. Und trashig finde ich das Buch nicht, auch wenn es – rein von der Sprache her – mit Trashelementen spielt.

 

 

Judith C. Vogt und Christian Vogt. Wasteland. Knaur

Spannende postapokalyptische Geschichte

Cover WastelandDieser Roman des bekannten deutschen Sci-Fi- und Fantasy-Paares steht schon seit einer Weile auf meiner Leseliste, vor allem als mögliches Vorbild für eine geschlechts neutrale Sprache, wie ich sie für mein aktuelles Projekt Etomi suche. Insofern war ich froh, als mein Urlaub mir endlich genug Lesezeit bescherte. Und es hat sich gelohnt!

 

 

 

 

 

Comsha Stein: Die Feuertaufe. Der erste Fall der Schamanin. (Die Gebietsschützerin 1)

ein „Urlaubsschmöker“-Krimi

Cover Feuertaufe 

Dieser im Selfpublishing erschienene Roman interessierte mich aufgrund des ungewöhnlichen Genres: Die Verwaltungsangestellte Marie wird Schamanin und bekommt gegen ihren Willen die Aufgabe, Straftaten in dem ihr zugeteilten Gebiet zu verhindern. Das klingt spannend!

 

 

 

 

 

QueerWelten Heft 5. Ach je Verlag

bunt und anregend

 queerwelten 052021

Auf die fünfte Ausgabe der QueerWelten, vom Verlag als vierteljährlich erscheinendes queerfeministisches Science-Fiction- und Fantasy-Zine beschrieben, habe ich sehnsüchtig gewartet. Denn sie enthält einen Text von mir und das gab es nun (zu) lange nicht.

Ausgabe fünf liegt gut in der Hand, das lichte Solarpunk-Cover von Tanks Transfeld spricht mich sehr an. Enthalten sind diesmal drei Geschichten und ein Essay, sowie der Queertalsbericht, der sich diesmal Novellen widmet.

 

 

Margaret Atwood: Der Report der Magd. Piper

atmosphärisch dicht, beklemmend und spannend

 Cover report der Magd

Atwoods „Der Report der Magd“ gilt als Kultbuch, als wegweisendes, wichtiges Werk der Soft Science Fiction. Oft wird es zusammen mit Orwells 1984 und Huxleys Schöner Neuer Welt genannt. Tatsächlich erinnert es mich in seiner beklemmenden Stimmung schon auf den ersten Seiten an diese beiden Werke. Mir fiel der Einstieg nicht leicht, denn die Ich-Erzählerin hat eine unterkühlte Art zu erzählen, die es schwer macht, ihr nahe zu kommen. Allmählich wird klar, darum ihre Geschichte nur auf diese Art erzählt werden kann: Die Magd Desfred, die ihren eigenen Namen geheimhält und nach dem Mann benannt ist, dem sie gerade dient, muss sich von sich selbst entfremden, um zu überleben. Sie ist ein genaue Beobachterin, findet lyrische und einfallsreiche Bilder für ihre Umwelt – wobei die Menschen scheinen wie Gegenstände, die in einem totalitären Regime hin und her geschoben werden. Sie müssen sich aller Gefühle entledigen, um ihre Position einnehmen zu können. Nachdem ich das verstanden hatte, entwickelte das Buch einen Sog, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Gleichzeitig quälte mich die Aussichtslosigkeit der beschriebenen Welt und der Position der Protagonistin in dieser Welt.

Martha Wells: Fugitive Telemetry. Tordotcom/Macmillan USA

ein Murderbot-Krimi

Am 27.4.21 kam das neue und sechste Murderbot-Buch auf Englisch heraus und da ich es vorbestellt hatte, kam ich gleich in den Lese-Genuss. Nun nicht gleich. Ich habe mich selbst dazu verpflichtet, vorher noch einen Fachwälzer durchzuarbeiten und ein Seminar zu planen. Das ging dann erstaunlich schnell – Motivation genug war ja da. :)

Ich hatte erwartet, dass Fugitive Telemetry an Network-Effekt anschließt. Denn dort war eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen Murderbot und dem intelligenten Raumschiff ART bereits angelegt. Leider ist dem nicht so: Fugitive Telemetry spielt vor Networkt-Effekt und nach den Novellen. Von der Länge her handelt es sich eher um eine Novelle als um einen Roman, so dass ich auch hier etwas enttäuscht war.

Martha Wells: Murderbot-Diaries 2: Artificial Condition. Tor Books.

 

witzig, spannend, herzerweichend

 

Wer meine Rezension zum ersten Teil der Murderbot-Diaries gelesen hat, weiß es: Ich bin ein großer Fan dieser Reihe. Selten haben mich Bücher so bewegt, so gepackt und berührt. Und wie auch schon bei der ersten Novelle, war es auch bei dieser: Ich bin gern und schnell in diese düstere Welt eingetaucht, in der das Mensch-Maschinen-Konstrukt, das sich selbst Murderbot nennt, herauszufinden versucht, warum es eigentlich keine funktionierenden Überwachungsroutinen hat. Neben dieser Suche nach der eigenen Vergangenheit und der Frage, ob es nun ein Massenmörder ist oder nicht, spielt die sich entwickelnde Freundschaft mit einer Schiffs-KI eine zentrale Rolle. Wie die Beziehung zwischen den beiden beschrieben ist, ist für mich auch beim zweiten Lesen sehr berührend: Das Schiff mit seinen Möglichkeiten wirkt auf Murderbot so bedrohlich, dass Murderbot kaum glauben kann, dass ihm da wirkliche eine Freundschaft angetragen wird – eine Erfahrung, in der sich sicher mancher Mensch wiederfinden kann, dem Nähe schnell zu viel wird.