Becky Chambers: Record of a Spaceborn Few. Harper Voyager / Hodder & Stoughton

Erst fängt es ganz langsam an ...

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Nachdem ich Band 1 und 2 der Serie gelesen hatte, nahm ich nun an, dass ich wüsste, was mich in Band 3 erwartet. Weit gefehlt! Band 3 der Wayfarer-Serie „Record of a Spaceborn Few“ (deutsch: „Unter uns die Nacht“) spielt auf der Asteria, einem Generationenschiff, das Teil der Exodusflotte ist, die vor Generationen die Erde verlassen hat, weil ein Überleben auf ihr nicht mehr möglich war. Nach langer Reise traf die Flotte auf nichtmenschliche vernunftbegabte Spezies und ist inzwischen Teil eines Zusammenschlusses verschiedener Spezies. Zum Zeitpunkt des Romans kreist die Flotte um eine Sonne und wird so gut wie ausschließlich von Menschen bewohnt.

 

 

Judith Vogt, Kathrin Dodenhoeft, Lena Richter, Heike Knopp-Sullivan: Queer*Welten 6, 7 und 8. Ach je Verlag

 QueerWelten6 Cover

Die QueerWelten, ein queerfeministisches Science-Fiction- und Fantasy-Zine, verfolge ich schon seit der ersten Ausgabe. Es hat sich zum Ziel gesetzt, marginalisierte Erfahrungen in Texten sichtbar zu machen. Während ich die ersten Ausgaben in Papierform kaufte, habe ich es bei den hier vorliegenden Ausgaben 6, 7 und 8 mal mit den e-books probiert. Ich kann schon verraten: Es hat mich nicht so begeistert. Ich mag die Haptik der Heftchen im A5-Format lieber als das kühle Leuchten meines Readers. In den Zines blättere ich gern und das geht im e-book einfach nicht so gut.

Bis zur Ausgabe 7 erschienen die QueerWelten vierteljährlich im Ach je-Verlag und das Redaktionsteam bestand aus Judith Vogt, Kathrin Dodenhoeft und Lena Richter. Es war ein recht dünnes Heftchen mit Vorwort, drei Kurzgeschichten, einem Essay und dem Queertalsbericht, der auf Veröffentlichungen und Veranstaltungen hinwies.

Ab Heft 8 änderte sich alles. Nun nicht alles, aber doch viel: Der Ach je-Verlag ist nun ein Imprint von Amrûn, so dass die Queer*Welten weiter erscheinen können. Sie  erscheinen nun halbjährlich, mit mehr Texten und Kurztexten in Formaten und zu Themen, die mit jedem Heft wechseln. Dazu gibt es dann jeweils eine Ausschreibung.

Tino Falke und Jule Jessenberger (Hrsg.): Sonnenseiten. StreetArt trifft Solarpunk. Müncher Schreiberlinge im SP

 mehr Sonne als Schatten

Sonnenseiten

 

 

 

Nach einem Vorwort zum Genre, das sich vor allem utopischen Sichtweisen verschrieben hat, und zu verwendeten Neopronomen (von denen nicht viele vorkommen), startet der Band mit einem ausführlichen Essay von Alessandra Reß. Reß geht der Geschichte und den verschiedenen Ursprüngen des Genres nach und stellt heraus, dass die vorliegende Anthologie die erste originär deutschsprachige zum Thema ist. Es folgen 22 Kurzgeschichten, von denen ich hier nur die erwähnen möchte, die mir besonders gefallen haben.

 

 

Becky Chambers: A Closed and Common Orbit. Hodder & Stoughton / Fischer Tor

 berührend und tiefsinnig

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Der zweite Band der Wayfarer-Serie ist sehr anders als der erste. Liest sich der erste Band eher langsam und mäandert, so ist dieser zweite Teil stringenter erzählt und folgt von Anfang an einem klaren Plot. Mich hat das Buch von der ersten Seite in seinen Bann gezogen, ein wahrer Pageturner, ohne den ich kaum auf die Toilette gehen konnte.

„A Closed and Common Orbit“ (deutsch: „Zwischen den Sternen“) erzählt mit wenigen Ausnahmen aus zwei Perspektiven in zwei Ebenen. Die eine Ebene folgt Sidra, einer Schiffs-KI, die in einen künstlichen Körper geladen wird, ein Vorgehen, das in der galaktischen Gemeinschaft in höchstem Maße illegal ist. Sidra muss also so tun, als sei sie ein Mensch, sonst wird sie getötet. Sidra lebt bei Pepper, einer menschlichen Tüftlerin, die einen Reparaturshop betreibt und die Sidra hilft, weil sie selbst eine enge Bindung zu einer KI hatte, die eine (genaugenommen die einzige) Elternfigur für sie war. Die zweite Erzählperspektive erzählt Peppers Vergangenheit. Dazwischen gibt es Forenmitschnitte und vereinzelte Mails, wobei es Chambers gelingt, die Forenmitschnitte zu einem humorvollen Fest zu machen, weil die bekannten Forendynamiken so gut eingefangen sind.

 

Frank Makowski: Die Frauen von Berbarath. Edition SOLAR-X

 

dystopisch und spannend

 Berbarath CoverMit diesem Text tat ich mich schwer. Ich konnte ihn nicht beiseitelegen, weil er mich gepackt hatte – und doch habe ich mich immer wieder über ihn geärgert. Vor allem, weil Cover und Klappentext in mir Erwartungen geweckt haben, die das Buch nicht erfüllt – was wahrscheinlich zum großen Teil an meinen Wünschen liegt und nicht an der Aufmachung.

Zunächst mal: Der Text ist kein klassischer Roman. Es gibt keinen übergreifenden Spannungsbogen und keine Protagonistinnen, die den gesamten Text über auftauchen. Ich hielt den Text zunächst für eine Sammlung aus vier kürzeren, und einem längeren Text, die jeweils für sich stehen können, und die, bis auf einige kleine Ausnahmen, keinerlei Bezug aufeinander nehmen. Die Handelnden können einander aufgrund der verschiedenen Zeitebenen nicht kennen. Ihre einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie auf Berbarath spielen, dem Planeten, auf dem die Kolonisten gelandet sind. Ein anderer Vielleser meinte dann, es sei ein Episodenroman wie „Der Wolkenatlas“ von David Mitchell. Nachlesen hat mich gelehrt, dass ein Episodenroman wieder etwas anderes ist, „Der Wolkenatlas“ wird bei Wikipedia als „literarisches Kaleidoskop“ bezeichnet. Nun, wie auch immer man das nennt - so etwas ist „Die Frauen von Berberath“ auch: Makowski zeigt den Niedergang einer Gesellschaft anhand von Schlaglichtern, die Klammer besteht nicht in einem klassischen Spannungsbogen, sondern ergibt sich aus der Frage, wie sich die Kolonist*innen und deren Gesellschaft entwickelt. Nur wenige Wochen oder gar Tage sieht der Autor den Frauen zu. „Die Entwicklung der Kolonie über 780 Jahre“, wie es im Klappentext verheißen wird, zeigt sich anhand dieser Schlaglichter, die eigentliche Veränderung wird nicht gezeigt.

Team Nova: Nova 31. p.machinery

erstaunlich konservative SF

Nova 31 Cover

 

Vorwort (Marianne Labisch)

Labisch stößt offenbar neu zum Redaktionsteam der Nova – und bekundet Freude darüber, da es sich um eines der anerkanntesten Magazine der deutschen SF-Szene handele (es ist auf jeden Fall eines, das schon recht lange existiert und einen nennenswerten Leser*innenkreis hat). Hier würden nur gute Geschichten abgedruckt. Sie sei, schreibt Labisch, die einzige Frau im Redaktionsteam, und fordert Frauen auf, Texte zu senden: wenn sie gut seien, würden sie genommen.

Es folgen mehrere Kurzgeschichten, wobei jeder Geschichte ein einordnendes Vorwort vorangestellt ist, das Vergleiche zu anderen Science Fiction Texten zieht und mitunter auch Inhalte vorwegnimmt. Wer die Vorworte geschrieben hat, wird aus meinem e-book nicht klar, ich nehme an, sie sind von Story-Redakteur Michael K. Iwoleit.

Becky Chambers: A Long Way to a Small, Angry Planet.

Hodder & Stoughton / Fischer Tor

freundliches Ideenfeuerwerk

Wayfarer1Rosemary läuft aus zunächst unbekannten Gründen von zu Hause weg, ändert ihre Identität und heuert als Büroangestellte auf dem Tunnelbauschiff „Wayfarer“ an, das Wurmlöcher baut. Die vorher sehr behütet aufgewachsene junge Frau entdeckt eine neue Welt voller Aliens – „Außerirdische“ passt nicht, denn die Erde ist so gut wie unbewohnt, Rosemary ist zwar ein Mensch, stammt aber vom Mars. Die meisten Menschen leben auf Generationenschiffen.

Auch wenn Rosemary und ihre Entwicklung im Zentrum steht, kommen im Buch verschiedene Personen zu Wort: Chambers wechselt kapitelweise die Perspektiven und erzählt jeweils personal, dabei folgen wir bis auf wenige Ausnahmen den Mitgliedern der neuneinhalb-köpfigen Crew. Da ist Ashby, Mensch und Captain, Sissix , Aandrisk und Pilotin, Kizzy, Mensch und Mechanikern, der kleinwüchsige Mensch Jenks und Computertechniker, Ohan, ein Sianat der mit seinem Virus das Navigatorenteam bildet, die KI Lovey und Dr. Chef, Grum, Arzt und Koch, und Corbin, ein Mensch, der sich um den Algenantrieb kümmert, und den niemand leiden kann, weil er sich aufgrund seiner sozialen Schwierigkeiten unbeliebt macht.

Rico Gehrke (Hg.): 7 Millionen Tage in der Zukunft. Verlag Moderne Phantastik Gehrke

 

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7 Millionen Tage in der Zukunft

 

 

Ich weiß, was ich mir in meinem Jahresrückblick zu 2021 vorgenommen habe: Fokus auf das Gelungene. Und nun schreibe ich hier einen kritischen Text. Denn: Diese Anthologie ist die schlechteste, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Ich habe mich richtiggehend damit gequält. Ich schreibe trotzdem etwas dazu, weil sie mich zu Gedanken anregt, die ich mit euch teilen möchte. Und weil ich gern einen Austausch anregen würde, darüber, was Anthologien sollen und können und wollen.