Samuel R. Delany: Babel-17. Carcosa
bereichernd, außergewöhnlich, dicht

In einer abgewrackten Hafenstadt, in der die Menschen alles tun, um zu überleben, sucht General Forester Rydra Wong auf, eine berühmte Dichterin und Sprachexpertin. Sie soll aufgenommene Daten entschlüsseln, die man bislang für einen Code hält. Wong hält es dagegen für eine Sprache und möchte herausfinden, von wem sie gesprochen wird. Denn Sprache eröffnet eine Sicht auf die Innenwelt der Sprechenden – und auf die ist sie gespannt.
Wir folgen der Dichterin auf der Suche nach einer Crew durch die Hafenstadt, in der es körperlose und tote Wesen gibt, welche mit chirurgisch veränderten Körpern, Sukkubi und allerlei Fabelwesen. Wong stellt ihre Crew zusammen, eine sehr diverse Crew aus tierähnlichen Menschen mit vier Beinen, Menschen verschiedener ethnischer Hintergründe – und Kindern.
Wong reist am nächsten Morgen ab, sie hat es sehr eilig, denn sie will einen Sabotageakt auf einer Raumstation verhindern, die Waffen herstellt. Während der Reise erfahren wir, dass sie den entschlüsselten Daten entnommen hat, wo die nächste Sabotage geplant ist. Und natürlich bleibt auch das Schiff nicht von Sabotage verschont.

Die Zeitschrift beginnt mit einem illustrierten Haiku, den ich nur als solchen erkannt habe, weil es im Inhaltsverzeichnis stand. Ich hielt ihn für ein Zitat. Dann folgen Kurzgeschichten.
Der Einstieg in dieses Buch gelang mir schnell. Ich mochte den trockenen Humor und die punktgenauen Dialoge, diese Teile holten mich sehr ab. Dafür haben mich die Beschreibungen gelegentlich irritiert, so die eines quecksilberähnlichen Kopfes, der bronzefarben ist und golden glänzt.
Ich hatte angenommen, dass der dritte Teil von „Xenogesis“ auf dem Mars spielen würde, der zum neuen Lebensort der Menschen wird, aber das ist nicht der Fall: Wie Teil zwei auch spielt „Imago“ auf der Erde, die von Oankali und Menschen bewohnt wird. Aber anders als die beiden vorigen Teile handelt es sich um eine Ich-Erzählung. Erzählperson ist Jodahs, der erste menschgeborene Ooloi, ein weiteres Kind von Lilith aus Teil 1. Jodahs hat ein verbotenes Geschlecht, denn es sollte männlich werden. Die Oankali wachsen die ersten Jahre ihres Lebens geschlechtslos auf und entscheiden erst dann, auch abhängig von den Bedürfnissen der Lebewesen im Umfeld, ihr Geschlecht. Dies wird durch die Ooloi-Eltern überwacht. Aber Jodah wird nicht, was es werden sollte. Diese Tatsache führt zu einer schönen Thematisierung von Gendertransition, beispielsweise als Nikanj, sein Ooloi-Elternteil, zu Jodahs sagt: „Du willst sein, was du bist. Das ist gesund und richtig für dich.“

Ich war zunächst enttäuscht, als Band zwei dieser Trilogie nicht mit Lilith fortsetzte, die ich im ersten Band liebgewonnen hatte. Die zentrale Figur dieses zweiten Buchs ist Akin, Liliths erster Sohn. Akin hat fünf Eltern, zwei davon menschlich, und er ist ein „Konstruierter“, ein bewusst von einem Ooloi genetisch geplantes Kind. Er ist außerdem ein Kind, das wie ein Mann aussieht und einmal männlich werden wird und somit der erste menschgeborene Sohn. Ein Wesen, das als gefährlich gilt, weil es ein Mann ist.