Margaret Atwood: Der Report der Magd. Piper

atmosphärisch dicht, beklemmend und spannend

 Cover report der Magd

Atwoods „Der Report der Magd“ gilt als Kultbuch, als wegweisendes, wichtiges Werk der Soft Science Fiction. Oft wird es zusammen mit Orwells 1984 und Huxleys Schöner Neuer Welt genannt. Tatsächlich erinnert es mich in seiner beklemmenden Stimmung schon auf den ersten Seiten an diese beiden Werke. Mir fiel der Einstieg nicht leicht, denn die Ich-Erzählerin hat eine unterkühlte Art zu erzählen, die es schwer macht, ihr nahe zu kommen. Allmählich wird klar, darum ihre Geschichte nur auf diese Art erzählt werden kann: Die Magd Desfred, die ihren eigenen Namen geheimhält und nach dem Mann benannt ist, dem sie gerade dient, muss sich von sich selbst entfremden, um zu überleben. Sie ist ein genaue Beobachterin, findet lyrische und einfallsreiche Bilder für ihre Umwelt – wobei die Menschen scheinen wie Gegenstände, die in einem totalitären Regime hin und her geschoben werden. Sie müssen sich aller Gefühle entledigen, um ihre Position einnehmen zu können. Nachdem ich das verstanden hatte, entwickelte das Buch einen Sog, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Gleichzeitig quälte mich die Aussichtslosigkeit der beschriebenen Welt und der Position der Protagonistin in dieser Welt.

Comsha Stein: Die Feuertaufe. Der erste Fall der Schamanin. (Die Gebietsschützerin 1)

ein „Urlaubsschmöker“-Krimi

Cover Feuertaufe 

Dieser im Selfpublishing erschienene Roman interessierte mich aufgrund des ungewöhnlichen Genres: Die Verwaltungsangestellte Marie wird Schamanin und bekommt gegen ihren Willen die Aufgabe, Straftaten in dem ihr zugeteilten Gebiet zu verhindern. Das klingt spannend!

 

 

 

 

 

Martha Wells: Fugitive Telemetry. Tordotcom/Macmillan USA

ein Murderbot-Krimi

Am 27.4.21 kam das neue und sechste Murderbot-Buch auf Englisch heraus und da ich es vorbestellt hatte, kam ich gleich in den Lese-Genuss. Nun nicht gleich. Ich habe mich selbst dazu verpflichtet, vorher noch einen Fachwälzer durchzuarbeiten und ein Seminar zu planen. Das ging dann erstaunlich schnell – Motivation genug war ja da. :)

Ich hatte erwartet, dass Fugitive Telemetry an Network-Effekt anschließt. Denn dort war eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen Murderbot und dem intelligenten Raumschiff ART bereits angelegt. Leider ist dem nicht so: Fugitive Telemetry spielt vor Networkt-Effekt und nach den Novellen. Von der Länge her handelt es sich eher um eine Novelle als um einen Roman, so dass ich auch hier etwas enttäuscht war.

Martha Wells: Murderbot-Diaries 2: Artificial Condition. Tor Books.

 

witzig, spannend, herzerweichend

 

Wer meine Rezension zum ersten Teil der Murderbot-Diaries gelesen hat, weiß es: Ich bin ein großer Fan dieser Reihe. Selten haben mich Bücher so bewegt, so gepackt und berührt. Und wie auch schon bei der ersten Novelle, war es auch bei dieser: Ich bin gern und schnell in diese düstere Welt eingetaucht, in der das Mensch-Maschinen-Konstrukt, das sich selbst Murderbot nennt, herauszufinden versucht, warum es eigentlich keine funktionierenden Überwachungsroutinen hat. Neben dieser Suche nach der eigenen Vergangenheit und der Frage, ob es nun ein Massenmörder ist oder nicht, spielt die sich entwickelnde Freundschaft mit einer Schiffs-KI eine zentrale Rolle. Wie die Beziehung zwischen den beiden beschrieben ist, ist für mich auch beim zweiten Lesen sehr berührend: Das Schiff mit seinen Möglichkeiten wirkt auf Murderbot so bedrohlich, dass Murderbot kaum glauben kann, dass ihm da wirkliche eine Freundschaft angetragen wird – eine Erfahrung, in der sich sicher mancher Mensch wiederfinden kann, dem Nähe schnell zu viel wird.

Philip Pullman: Der goldene Kompass. Heyne / Carlsen

 

auf spannende Art „alles falsch gemacht“

 Der goldene Kompass Cover

Ich habe es selten erlebt, dass ich so viel an einem Buch zu meckern hatte und es trotzdem mit so viel Freude las. Pullman hat eine spannende, detailreiche Welt geschaffen, die mich in ihren Bann zog. Und gleichzeitig macht er scheinbar alles falsch, was beim Schreiben nur falsch gemacht werden kann. Warum funktioniert es trotzdem? Ich versuche, dem nachzugehen. Leider kann ich das nicht, ohne zu spoilern, also sei hier gewarnt. Diesmal verrate ich das Ende. Jedenfalls ungefähr.

 

 

 

QueerWelten Heft 5. Ach je Verlag

bunt und anregend

 queerwelten 052021

Auf die fünfte Ausgabe der QueerWelten, vom Verlag als vierteljährlich erscheinendes queerfeministisches Science-Fiction- und Fantasy-Zine beschrieben, habe ich sehnsüchtig gewartet. Denn sie enthält einen Text von mir und das gab es nun (zu) lange nicht.

Ausgabe fünf liegt gut in der Hand, das lichte Solarpunk-Cover von Tanks Transfeld spricht mich sehr an. Enthalten sind diesmal drei Geschichten und ein Essay, sowie der Queertalsbericht, der sich diesmal Novellen widmet.

 

 

Madeline Miller: Circe. Little, Brown and Company

eine süße Qual

Circe cover

 

Griechische Mythologie aus der Sicht der Nymphe Circe, Tochter von Helios und Perse – Menschen, die griechische Sagen lieben, werden daran ihre Freude haben. Ich gebe zu, ich bin keine:r davon und habe mich anfangs ziemlich schwer getan. Circe rückte mir sehr lange nicht wirklich nahe, ich empfand sie als so emotionslos und flach-naiv, dass ich sie nur schwer aushalten konnte. Auch die Sprache war nicht wirklich meins: Miller ergeht sich in ausufernden Beschreibungen der kitschig-überladenen Götterwelt, die zwar sprachlich gelungen sind, mein Interesse aber wenig wecken konnten, weil sie nichts zur Handlung beitragen. Aber nach den ersten Kapiteln hatte das Buch mich am Haken und die Spannung zog mich so sehr hinein, dass es zu einem Pageturner wurde, dessen Ende mich mit der erzählten Geschichte versöhnt hat.

 

 

Celeste Ng: Litte Fires Everywhere. Penguin Books.

 

Atmosphärisch dicht und spannend

 

Eine total durchgeplante Gesellschaft, in der es eine Strafe nach sich zieht, wenn ich vergesse, meinen Rasen zu mähen – für mich war klar, das ist ein fantastisches Werk. Dieser Eindruck hielt während des Lesens zunächst an: Der Ort und die Familie schienen mir zu überspitzt, um real zu sein. Aber nach und nach wurde die gezeichnete Welt dann immer realistischer.